Im Zauber des Anfangs
Spät geht die Sonne in Galicien auf, mehr als eine Stunde später als bei uns. Wir sind ja auch nicht in Eile. So stelle ich mir das vor, während ich wegen der Pandemie zu Hause sitze.
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Tag 2: Mittwoch, 18.3.2020
Frühstück wird eher klein geschrieben so auf dem Land in Spanien. Also nur ein Kaffee und ein Keks und wir hoffen auf die nächste Pause in 1-2 Stunden. Nebel liegt noch über der Bucht. Ebbe und Flut sind sichtbar bis hier hinten in der Ria, an der Flussmündung.
Über die Fußgängerbrücke in Neda kreuzen wir die Ria. Zunächst führt uns die Markierung unten an der Bucht entlang, kreuzt die Straße, weiter durch kleine Ansiedlungen. Als wir einen Bäcker entdecken, ist die Zeit für ein richtiges Frühstück gekommen.
Bei Fene zieht der Weg nach oben, von rechts kommen die Pilger über die große Brücke von Ferrol. Es öffnen sich Ausblicke auf die Bucht. Steinmauern, kleine Wege durch die Felder und Eukalyptus-Wälder. Am Anfang zwickt es noch in den Gelenken, stehen bleiben, Rucksack verstellen, Jacke aus. Langsam stellt sich ein Rhythmus ein. Wir haben extra wenig Gepäck dabei, ohne Essen und Getränke nur 6 Kilo. Doch auch diese wollen getragen werden.
Bei Pereiro schlängelt sich der Weg aufwärts an der Autobahn, um einen Kreisverkehr in ein Gewerbegebiet. Dort in der Mitte ein Café für unseren Mittagsimbiss. Die Pause tut gut, denn mehr als die Hälfte der Tagesstrecke ist geschafft. Am ersten Tag geht es ums Auffinden der Markierungen, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben. In kurzen Abständen ist der Weg mit gelben Pfeilen oder Muscheln markiert. Meine Regel lautet: Wenn mir auffällt, dass ich länger keine Markierung gesehen habe, maximal fünf Minuten weitergehen, ansonsten zurück bis zum letzten Wegzeichen.
Über Wiesen und Wälder geht der Weg die gewonnenen 180 Höhenmeter wieder bergab. Bei Cabañas kreuzen wir die Straße und wenden uns Richtung Meer. Am berühmten Strand Praia Magdalena wollen wir nochmal durch den Sand laufen, den salzigen Geruch einatmen. Die Bucht ist sehr geschützt und vom offenen Meer entfernt.
Über eine lange Brücke mit steinernen Bögen gelangen die Pilger nach Pontedeume, dem heutigen Ziel. Häuser mit verglasten Balkonen, eine Jakobuskirche und ein alter Wehrturm schmiegen sich an den steilen Hang. Eine Spezialität wird hier im Café gleich an der Brücke angeboten, Chocolate con Churros, Schmalzgebackenes mit Heißer Schokolade. Das muss unbedingt verkostet werden. Dieser Energieschub schickt uns noch gut einen Kilometer den Hügel hinauf zu unserer Pension. Von dort können wir morgen mit frischer Kraft weitergehen. Zum Abendessen brauchen wir beide nichts mehr. Müde fallen wir auf die Betten.