Zum Abschluss unseres Jakobsweges
Am Abend unserer Ankunft in Santiago (2.7.21) nehmen wir den Bus nach Finisterre, wo wir uns für zwei Nächte eingemietet haben.
Nebel liegt am Morgen noch über der Praia Langosteira. Die Ebbe hat den langen Strand frei gegeben und Muscheln glitzern auf dem nassen Sand. Es ist genau der richtige Zeitpunkt zum Muschelsammeln. Kleine Schnecken bilden den Anfang, der nasse Sand rieselt heraus, Jakobsmuscheln, Perlmuttschalen, Fragmente größerer Muscheln, deren Ränder das Meer bereits glatt geschliffen hat. An diesem Strand bin ich ganz bei mir, in mich versunken, einfach dankbar nochmals hier sein zu dürfen. Ganz im Moment, Schritt für Schritt, nur für mich. Neben mir rauscht die Ewigkeit des Meeres auf den Sand, traumhaft.
Auf der anderen Seite des Hügels Richtung Westen liegt die Praia da Fora, der äußere Strand. Der Dünen-Pfad mit den blau-silbrigen Disteln ist fast zugewachsen. Größere Wellen schlagen geräuschvoll auf den steilen Strand, es sind fast keine Muscheln zu sehen, nur kleine Tigerhütchen, wie ich sie genannt habe. Durch den tiefen Sand stapfen wir hinauf zum Holzsteg und zur Aussichtsstelle, von der aus ich 2013 das erste Mal vom Ende der Welt nach Westen geblickt habe, für mich ein berührender Moment.
Die Nachmittagsexkursion führt steil den Hügel hinauf durch einen lichten Kiefernwald zur Ermita de San Guillermo. Auch dieser Pfad ist recht zugewachsen und hat wohl noch wenige Besucher gesehen in diesem Jahr. Oben auf der Klippe hat der Wind einen großen Felsen zugeschliffen, zu dessen Füssen die halbhohen überwachsenen Grundmauern der Ruine ruhen. Wir nehmen Platz und genießen die meditative Stille des alten Kultplatzes.
Dem Leuchtturm von Finisterre nähern wir uns von oben. Vorne neben der Mauer spielt ein Mann ganz versunken auf seiner Gaita, dem galicischen Dudelsack. Der Wind pfeift heftig um das Fundament des Turms. Doch darunter auf den Felsen lässt es sich aushalten. Das Ende der Welt, werde ich es wohl noch einmal sehen? Lieber genieße ich es jetzt hier mit einer Freundin zu sitzen, erfreue mich an den kleinen Spatzen, die nach Brotkrumen suchen, mein Blick verfolgt die Möwen im Wind und nimmt das glitzernde Meer in der Abendsonne in mein Herz auf. Danke!